Der eine oder andere mag den Begriff »Rollenspiel« mit unterschiedlichen Therapien aus dem Bereich der Psychologie oder vielleicht sogar mit Praktiken im Schlafzimmer verbinden. Damit hat Pen&Paper-Rollenspiel jedoch (im Normalfalle) nichts zu tun. Wieder andere haben den Begriff vielleicht im Zusammenhang mit Computerspielen (vor allem Onlinespielen) bereits gehört. Aber auch damit hat Pen&Paper-Rollenspiel relativ wenig zu tun.
Was also ist Pen&Paper-Rollenspiel? Am besten kann man es wohl als eine Mischung aus Theater und Brettspiel beschreiben. Im Gegensatz zum klassischen Schauspiel wird jedoch auf ein Skript, auf Requisiten und erst recht auf eine Bühne verzichtet. Und im Gegensatz zum klassischen Brettspiel gibt es (in der Regel) kein Spielbrett. Wer Rollenspiel spielt, der kann mit dieser Beschreibung vermutlich eine ganze Menge anfangen. Alle anderen dürften jetzt genauso ahnungslos sein wie vorher.
Beim Pen&Paper-Rollenspiel treffen sich mehrere Personen und erleben in gewissem Maße interaktive Geschichten, üblicherweise in einer fiktiven Welt. Eine Gruppe besteht dabei normalerweise aus einem Spielleiter und mehreren Spielern.
Die Geschichte, die die Charaktere erleben, denkt sich der Spielleiter aus. Er schreibt den Spielern jedoch nicht vor, was sie zu tun haben, sondern entwickelt lediglich den Plot und einzelne Schlüsselszenen. Was wollen die Gegenspieler? Wo kommt es zum Kampf? Wo bekommen die Charaktere Informationen, die sie im Abenteuer voranbringen? Er führt üblicherweise keinen eigenen Charakter, sondern verkörpert alle Bewohner der Welt, mit denen die Charaktere in Kontakt kommen. Er beschreibt den Spielern, was ihre Charaktere sehen, hören, riechen und schmecken. Er ist dafür verantwortlich, dass sich in den Köpfen der Spieler ein Bild der Umgebung formt.
Jeder Spieler verkörpert die Rolle eines – seines – Charakters. Dieser Charakter hat nicht nur einen Namen, sondern auch eine Vielzahl von Zahlenwerten, die ihn beschreiben. Wie gut kann er kämpfen? Wie gut zaubern? Welche Zaubersprüche beherrscht er? Kann er problemlos einen Baum erklimmen oder geht ihm vielleicht bereits beim zweiten Ast die Puste aus?
Die Spieler haben im Grunde völlige Handlungsfreiheit. Sie entscheiden, was ihre Charaktere tun und sagen. Die Aufgabe des Spielleiters ist es, auf diese Aktionen zu reagieren und zu beschreiben, was sie für Auswirkungen haben.
Für das Durchführen einer Handlung gibt es, je nach System, mehr oder weniger umfangreiche Regeln. Will ein Charakter z.B. einen Gegner attackieren, entscheiden die Würfel, ob der Angriff erfolgreich war. Das gleiche gilt für nahezu alle anderen Handlungen, die ein Charakter machen kann. Je nach Ergebnis des Würfelwurfes beschreibt der Spielleiter die Konsequenzen der Handlung.
Durch das Zusammenspiel von Spielern und Spielleiter entwickelt sich, üblicherweise im Laufe mehrerer Spielabende, die Geschichte immer weiter. Im Gegensatz zu Geschichten in Büchern können die Spieler die Handlung so stark beeinflussen, dass in vielen Fällen der Ausgang nicht von vornherein feststeht. Und es kommt auch vor, dass die Spieler nicht erfolgreich sind ...
Ist eine Geschichte, ein Abenteuer, beendet, können die Charaktere mit gewonnener Erfahrung ihre Fähigkeiten verbessern oder neue erlernen. Gestärkt kann es dann ins nächste Abenteuer gehen.
Rollenspiel ist im Grunde nie zu Ende, solange sich ein Spieler findet, der die Rolle des Spielleiters übernimmt und ihm die Ideen für Abenteuer nicht ausgehen. In meinem Falle begleitet mich das Rollenspiel bereits seit vielen, vielen Jahren. Und es gibt immer noch neue Geschichten zu erleben – ein Ende ist nicht in Sicht!
(2) Zum Liken bitte Cookies zulassen!
Kommentar schreiben
Neuen Kommentar schreiben
Du musst noch 90 Sekunden bis zu deinem nächsten Kommentar warten.