27.02.2019
Interview auf Susis Lesecke
Ich durfte der lieben Susi von Susis Leseecke (Facebook | Blog) einige Fragen beantworten.
Lieber Kai,
erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst um heute ein bisschen über dich zu erzählen.
Wenn du dich bitte kurz vorstellen würdest.
Hallo, ich bin Kai. Sechs Katzen dulden meine Frau, mich und unsere zwei Pferde als Mitbewohner und Personal auf einem kleinen Resthof in der Nähe von Westerstede mitten auf dem Land.
Obwohl ich schon seit vielen Jahren schreibe, ist erst im November letzten Jahres mein erster Roman, „Ailcos Fluch“, erschienen, den ich im Selfpublishing über Amazon veröffentlicht habe. Vorher habe ich mich vor allem auf die Entwicklung meines Pen&Paper-Rollenspiels „Samyra“ konzentriert. Die für das Rollenspiel entwickelte Welt mit den unterschiedlichen Rassen und Kulturen dient als Grundlage für meine Geschichten.
Ich schreibe klassische Fantasy mit Schwerpunkt auf Low Fantasy, konzentriere mich also vor allem auf persönliche Schicksale und nicht auf große, weltumspannende Ereignisse.
1. Wolltest du schon immer Autor/in werden, wenn ja wie hat sich dieser Wunsch bemerkbar gemacht?
Das wichtigste Indiz war wohl, dass ich mir mit acht Jahren eine Schreibmaschine zu Weihnachten gewünscht habe. Die habe ich dann auch bekommen und sofort mit dem Schreiben angefangen. Das daraus entstandene Werk, „Heinz und seine Abenteuer“, kann auf meiner Website gelesen werden.
Ich habe in meiner Jugend (in der ich ein Buch nach dem anderen verschlungen habe) immer davon geträumt, auch mal ein Buch zu veröffentlichen. Letztlich hat es aber noch mehr als 30 Jahre gedauert, bis der erste Roman von mir erschien. Zuvor habe ich einige andere Berufe ausprobiert und bin dort nie glücklich geworden. Erst seitdem das Schreiben meine Hauptbeschäftigung ist, bin ich rundum zufrieden. Das spricht dafür, dass ich es schon viel früher hätte machen sollen.
2. Wie lange hast du an deinem ersten Werk gearbeitet?
Das ist zu ungenau gefragt. ;) Genau genommen war mein erstes „Werk“ das kleine Buch, das ich mit acht Jahren geschrieben habe. Aber ich denke mal, dass das nicht zählt. Ich könnte heute auch nicht mehr sagen, wie lange ich daran geschrieben habe.
Das erste veröffentlichte Buch war das Grundregelwerk zu meinem Rollenspielsystem inklusive Beschreibung der Welt, Rassen etc. Das Ganze war jedoch ein langer Entwicklungsprozess, der über fast zehn Jahre lief. Das reine Ausformulieren des Textes ging dann jedoch relativ schnell.
Interessanter für deine Leser ist wohl die Zeit bis zur Veröffentlichung des ersten Romans. Und das hängt direkt mit dem Grundregelwerk zusammen. Als ich die Regeln geschrieben habe, fehlte mir Atmosphäre. Ich habe daher jedes Regelkapitel mit einem Teil einer Geschichte begonnen. Eigentlich sollte die Geschichte in den folgenden Regelbänden weitergeführt werden. Das hat allerdings nicht geklappt, somit blieb die Geschichte lange Zeit unvollendet. Auf Drängen einiger Spieler und nicht zuletzt auch meiner Frau habe ich mich schließlich sechs Jahre nach Veröffentlichung des Grundregelwerks hingesetzt und die Geschichte beendet. Daraus ist dann „Ailcos Fluch“ entstanden. Der alte, im Grundregelwerk enthaltene Teil sind die ersten ca. 150 Seiten des Romans, die erheblich überarbeitet werden mussten, damit sie „brauchbar“ wurden.
Wie lange ich letztlich für den ersten, alten Teil gebraucht habe, kann ich nicht mehr rekonstruieren, weil der so „nebenbei“ beim Schreiben der Regeltexte entstand. Für die knapp 400 neuen Seiten habe ich etwa drei Monate bis zum fertigen Entwurf gebraucht. Und danach folgte eine ziemlich lange Überarbeitungszeit von fast fünf Monaten, was neben den Anmerkungen der Testleser und dem Korrektorat nicht zuletzt daran lag, dass der alte Teil zig Male überarbeitet werden musste, damit er zum Rest passte.
Das zweite Buch sollte schneller gehen. Momentan plane ich ungefähr ein halbes Jahr von Start bis zur Veröffentlichung – ich bin gespannt, ob das klappt.
3. Beschreibe uns doch bitte, wie du dich gefühlt hast, als es fertig war.
Egal, ob Regelwerk oder Roman: Es ist immer wunderbar, wenn man das fertige Buch das erste Mal in der Hand hält. Dummerweise falle ich nach Fertigstellung eines Projektes immer in ein tiefes Loch und weiß nichts mit mir anzufangen. Ich muss noch lernen, die Freude über die Veröffentlichung dafür zu benutzen, das Loch zu füllen, damit ich schneller herauskomme und mit dem nächsten anfangen kann. ;)
4. Wie schaffst du es, das Schreiben in deinen Alltag zu integrieren?
Eigentlich ist das Schreiben mein Alltag. ;) Es gibt Dinge, die wichtiger und dringender sind z.B. Aufträge für meine selbstständige Tätigkeit als Web- und Printdesigner, Haushalt, Termine etc., aber die meiste Zeit verbringe ich mit Schreiben. Wenn nichts Anderes anliegt, sitze ich oftmals auch zehn oder mehr Stunden am Tag am Laptop und tippe mir die Finger wund.
5. Wo/unter welchen Bedingungen schreibst du am liebsten?
Ich suche mir einen schönen Platz zum Arbeiten. Meistens im Wohnzimmer, im Winter am Kamin. Im Sommer mach ich es mir auch gerne mal auf der Terrasse gemütlich. Dann wird gute Musik angemacht und los geht’s!
6. Gibt es etwas/jemanden der dich inspiriert?
Die eine Inspirationsquelle kann ich nicht benennen. Ich versuche mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen und mich von dem inspirieren zu lassen, was mir begegnet. Und das kann vieles sein: Bücher, Filme, Spiele, Songtexte und vieles mehr. Oft reichen schon Kleinigkeiten, um mein Kopfkino anzuschalten.
7. Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?
Die größte Ideenquelle ist definitiv das Rollenspiel. Ich bin seit über 25 Jahren passionierter Pen&Paper-Rollenspieler und habe schon zahlreiche Systeme gespielt. Somit habe ich (imaginär) unterschiedlichste Welten bereist, verschiedenste Charaktere entwickelt und verkörpert, zahllose Abenteuer erlebt und selber entworfen. Für mein eigenes System habe ich eine eigene Welt und eigene Rassen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Kulturen entwickelt und beschrieben. Der Pool an Ideen für Romane ist daher nahezu unerschöpflich. Bei den Beschreibungen für das Regelwerk habe ich bewusst darauf geachtet, dass nicht alles detailliert beschrieben wird, sondern „nur“ ein stimmiges Gesamtbild geschaffen wird, damit Raum und Anregungen für Abenteuer gegeben werden. Zudem entwickelt sich die Welt durch das regelmäßige Spielen immer weiter. Wenn ich das alles weiterspinnen würde, würde mein Leben wohl nicht reichen, um alle diese Bücher zu schreiben.
Immer, wenn ich im Alltag etwas sehe, was mir gefällt, überlege ich, ob ich es für meine Welt adaptieren kann oder ob ich daraus eine Geschichte entwickeln könnte. Falls ja, wird es in ein kleines Büchlein geschrieben und für die Zukunft festgehalten. Ob es jemals Verwendung finden wird, wird sich zeigen. ;)
Zu guter Letzt kommen einige Ideen auch ohne mein Zutun. Sie sind dann plötzlich da – oftmals zu ungünstigen Zeitpunkten, z.B. unter der Dusche oder beim Einschlafen – und wollen nicht mehr weggehen. Auch das landet dann im kleinen Büchlein.
Meine Liste an möglichen Romanthemen wächst somit stetig und am liebsten würde ich fünf Bücher auf einmal schreiben – was aber wohl dazu führen würde, das keines davon je fertig wird. ;)
8. Wie reagiert dein Umfeld auf deine Tätigkeit als Autor/in?
Die Begeisterung für die Regelwerke ist in der Familie eher verhalten. Meine Frau hat sie in Teilen gelesen, oftmals aber eher widerwillig und nur mir zuliebe. Die Begeisterung dafür kommt aus den Reihen der Spieler. ;) Als ich mit dem Schreiben des Romans angefangen habe, hat sich das dann schlagartig geändert. Meine Frau hat die Texte verschlungen und schon während der Entwurfsphase gelesen. Das war sehr hilfreich, weil ich in einem sehr frühen Stadium bereits eine Rückmeldung hatte. Sie ist zum einen meine stärkste Kritikerin (nach mir selbst) und zum anderen eine große Hilfe, weil sie mir durch zahlreiche Diskussionen und Vorschläge aus Plotlöchern hilft oder mich bei Entscheidungen unterstützt, wenn ich mal nicht weiß, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln soll. Der Nachteil an der Sache: Sie drängelt und will immer neue Sachen lesen – und das schneller als ich schreiben kann. ;)
Meine Mutter ist neben meiner Frau wohl mein größter Fan. Sie hat sowohl die Regelwerke als auch den Roman mehrfach Test und Korrektur gelesen und war immer begeistert. Und auch sie hibbelt momentan herum und will Nachschub haben – und das, obwohl sie weder Rollenspiele spielt noch Fantasy liest. Aber gut, sie ist eben meine Mutter ...
Bei meinem Vater sieht das etwas anders aus. Für ihn ist die ganze Schreiberei wohl eher brotlose Kunst. Wenn es nach ihm ginge, wäre ich lieber Arzt oder Anwalt geworden. Ich bin gespannt, ob er irgendwann mal ein Buch von mir lesen wird.
Das restliche Umfeld – andere Familienangehörige, Freunde und Bekannte – reagieren sehr unterschiedlich. Viele sind erstaunt, dass ich ein soooo dickes Buch geschrieben habe (hier wieder die Diskrepanz zwischen Regelwerken und Roman: Die Regelwerke sind erheblich umfangreicher und mit sehr viel mehr Text ...). Die, die den Roman gelesen haben, sind voller Lob und Anerkennung.
Generell kann ich wohl sagen, dass mein Umfeld akzeptiert hat, dass ich mich für das Autorenleben entschieden habe. Für viele ist das nur einfach eine völlig fremde Welt und fern ab von allem, was sie sich vorstellen können.
9. Schreiben und Familienleben unter einen Hut zu bringen, stelle ich mir schwierig vor. Wie schaffst du das, und wie geht deine Familie damit um?
Hm... hier könnte ich die Antwort auf die letzte Frage kopieren. ;) Meine Frau freut sich über jedes neue Kapitel und begrüßt meine Schreiberei daher. Kinder, die mich ablenken könnten, haben wir nicht. Ansonsten ist in meinem Alltag (zum Glück!) nicht so viel los, dass ich dadurch am Schreiben gehindert werden könnte.
10. Wie gehst du mit Kritik um?
Man kann es nicht allen recht machen, und solange die Kritik begründet und konstruktiv ist, kann ich damit gut umgehen. Letztlich ist Kritik die beste Möglichkeit, um sich zu verbessern. Bloße Anfeindungen bringen mich jedoch auf die Palme – sie sind nur eine Verschwendung von Lebenszeit!
11. Was darf beim Schreiben niemals fehlen?
Musik!
12. Du bist alleine irgendwo im Wald unterwegs weil du einfach mal Ruhe vom Alltag brauchst, plötzlich kommt dir ein genialer Plot in den Sinn. Du hast jedoch weder Papier und Stift zur Hand und auch kein Handy dabei. Wie reagierst du?
Gelassen. Es wird nichts Schlimmes passieren, wenn ich den Plot vergessen sollte. Und wenn er wirklich so überwältigend genial ist, dann werde ich ihn mir schon merken oder mich später wieder daran erinnern.
Vielen lieben Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast.
Möchtest du zum Abschluss deinen Lesern noch etwas mitteilen?
Wenn meine Leser ein paar vergnügliche, spannende und fantastische Stunden mit meinen Büchern verbringen, machen sie mich zu einem glücklichen Menschen. Vielen Dank dafür!
Natürlich auch lieben Dank an dich, Susi, dass ich mich hier präsentieren durfte – und auch an all die anderen Blogger, die uns Autoren unterstützen!
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